Gourmetküche

Unkraut im Tee

Unkraut wird oft als lästige Pflanzen abgetan. Bei genauerer Betrachtung offenbaren sich Unkräuter allerdings als reiche Quelle für Heilkräfte und Aromen. Ich verrate dir, welche drei Wildkräuter du für deinen Tee verwenden kannst. Diese Pflanzen eignen sich für jedermann als Einstieg in die gesunde Wildkräuter-Küche.

Wildkräuter sammeln erlaubt?

Das Ernten von Wildkräutern und Früchten ist grundsätzlich überall möglich und erlaubt. Laut Bundeszentrum für Ernährung gibt es in vielen Kommunen öffentliche Flächen auf denen die Bürger Stein- und Kernobst, Beeren oder Kräuter ernten dürfen. Voraussetzung sei, dass die Handstraußregel eingehalten werde. Verboten ist allerdings das Sammeln in Naturschutzgebieten oder von geschützten Pflanzen. Mache dich zuvor mit der Pflanze vertraut und sammle nur Pflanzen, die du eindeutig erkennst.

„Jeder darf (…) wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.“

Bundesnaturschutzgesetz, § 39 Absatz 3

Drei Unkräuter für deinen Tee

Brennnessel (Urtica dioica L.)

Die Brennnessel ist das Unkraut schlecht hin und wächst fast überall. Die Pflanze kann dabei eine Höhe von bis zu 1.5 m erreichen und blüht zwischen Juli und Oktober. Ihre Blätter sind gezackt und nach vorne lang zugespitzt. Fast jeder kennt den brennenden Schmerz, den die Brennnessel bei Hautkontakt hinterlässt. Obwohl sie zu den Heilpflanzen gehört, gilt sie als das Unkraut schlechthin.

Brennessel

Eigenschaften:

abschwellend, antiallergen, blutreinigend, entwässernd, entzündungshemmend, schmerzstillend, stoffwechselanregend, harntreibend

Gesund & Nährstoffreich

Tatsächlich ist die Brennnessel sehr nährstoffreich! Sie enthält große Mengen an Vitamin A und C, Kalzium, Phosphor, Eisen und Magnesium. Der Inhalt an Vitamin C ist höher, als bei einer Zitrone und die enthaltene Menge an Eisen höher als bei Spinat! Des Weiteren hat sie einen hohen Eiweißgehalt. Im Trockenzustand besteht der Eiweißgehalt der Pflanze bis zu 40% – das ist mehr als in Sojapflanzen!

Wirkung & Verwendung

Die Brennnessel gehört zu den ganz alten Arzneipflanzen. Schon im Mittelalter wurden die Blätter in Suppen oder als Gemüse verarbeitet. Anders als vermutet hat die Brennnessel keinen säuerlichen, sondern einen ausgewogenen Geschmack mit süßlichem Abgang. Als Tee getrunken, hilft sie Blasenprobleme zu lindern und wirkt entzündungshemmend. Ihr hoher Kaliumgehalt sorgt für einen basischen Urin. Um Arthrose, Rheuma und Gicht zu mildern wird die Brennnessel heute ebenfalls verwendet. Besonders lecker schmeckt die Brennnessel mit den Blättern oder Blüten des Löwenzahn. Für den Tee verwendet man die jungen Blätter.

Tipp: Die Blätter mit einem Nudelholz vor dem Verarbeiten walzen. Dabei brechen die Nesselhaare und brennen bei Berührung nicht mehr.

Brennnessel
Die Brennnessel findest du fast überall

Und was sagt die Wissenschaft?

Inzwischen wurde die antioxidierende Wirkung und die antimikrobielle Aktivität der Brennnessel nachgewiesen. Es wurde festgestellt, dass die Pflanze immunstimulierende, antikarzinogene, entzündungshemmende, antioxidative und antiallergene Wirkungen haben. Es wird vermutet, dass sie auch den Protein- und Lipidstoffwechsel beeinflussen und deren Leistung verbessern kann. Aktuelle Studien beschäftigen sich mit der Immunität der Fische. Die Wissenschaft versucht mit Hilfe der Brennnessel das Immunsystem zu stimulieren, um dadurch resistenter gegen bakterielle Infektionen zu werden.

Frauenmantel (Alchemilla)

Der Frauenmantel ist leicht zu erkennen, mit seinen buschigen, gelb-grünen Blüten und den runden Kelchblättern. Diese haben an der Rückseite kleine Härchen und sind am Rand gezackt. Aus seinen Blattspitzen schwitzt die Pflanze Wasser, welches sich in der Blattmitte zu einem großen Tropfen ansammelt. Er gehört zu den Rosengewächsen und blüht von Mai bis September. Man findet ihn an vielen Standorten, die halbwegs sonnig sind. Die Pflanze zählt zu den Heilpflanzen und wird vielseitig verwendet.

Eigenschaften:

antibakteriell, antioxidativ, blutdrucksenkend, desinfizierend, krampflösend,  schmerzlindernd

Wirkung & Verwendung:

Als Tee unterstützt die Pflanze den natürlichen Schlaf, hilft gegen Kopfschmerzen und leichten Durchfall. In der Volksheilkunde wird die Pflanze gegen Regelschmerzen, Wechseljahresbeschwerden und zur Stärkung der Gebärmutter getrunken. Die Blüten und Blätter werden vor der Blüte geerntet. Die Blätter haben einen leicht säuerlichen, pfeffrigen aber dennoch angenehmen Geschmack. Sie eignen sich außerdem gut für Salate. Durch die Blüten färbt sich der Tee honiggelb und verleiht ihm einen süßlicheren Geschmack. Wenn dir der Geschmack zu mild ist, empfehle ich etwas Minzblätter oder ein paar Blätter der Walderdbeere dazuzugeben.

Einige Hebammen schwören auf den Frauenmanteltee zur Unterstützung der Schwangerschaft und zur Geburtsvorbereitung. Bei Schwangerschaftswunsch empfiehlt es sich in der ersten Zyklushälfte (bis Eisprung) Himmbeerblätter und in der zweiten Zyklushälfte (ab Eisprung bis zum Einsetzen der Periode) den Frauenmanteltee zu trinken.

Wiesn-Schafgarbe (Achillea)

Von Juni bis Oktober blüht die Schafgarbe weiß bis hellviolett. Inzwischen gibt es auch Sorten, die gelb blühen. Die buschige Staude wird bis zu 60 cm hoch und ist an den Stängeln behaart. Ihre Blätter sind federartig und mehrfach gefiedert. Die Pflanze gehört zu den Korbblütern und wächst vor allem in Wiesen und an Weg- und Waldrändern.

Eigenschaften:

antientzündlich, appetitanregend, beruhigend, belebend, krampflösend

Wirkung & Verwendung

Die milden Blätter schmecken im Tee sehr aromatisch fruchtig und sind ganz leicht bitter. Er schimmert in der Teetasse ganz leicht grün. Schon in der Antike wurde der Blütenhorizont (obersten 15 cm der Pflanze) als Tee gegen Fieber verwendet. Durch die krampflindernde Wirkung kann der Tee auch Blähungen, Völlegefühl oder Unterleibsschmerzen lindern. Vor der Verwendung sollten die Blüten und Blätter allerdings gut abgewaschen werden. Der Tee kann gut 10-15 Minuten ziehen. Außerdem sollte das Kraut nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden.

Und was sagt die Wissenschaft?

Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Schafgarbe eine ausgeprägte antioxidative Aktivität besitzt. Die Pflanze kann die Wirkung schädlicher freier Radikale und die Auswirkungen von oxidativem Stress vermindern und dadurch verursachte Erkrankungen bekämpfen. So ist die Schafgarbe als krebsvorbeugendes Heilmittel in den Fokus der Medizin gerückt.

Schafgarbe mit rosa Blüten

Literatur:

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Wikipedia: Große Brennessel https://de.wikipedia.org/wiki/Große_Brennnessel (Abgerufen 06/2020)

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