Experten zufolge leiden etwa jeder Sechste an Problemen mit den Venen – sei es durch Krampfadern, Besenreiser oder ähnliche Beschwerden. Diese treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Und das Risiko steigt mit dem Alter. Spaziergänge und Sport können den Zustand verbessern. Auch pflanzliche Mittel können bei leichter Venenschwäche oder Krampfadern hilfreich sein. So wird seit vielen Jahren die Rosskastanie geschätzt. Die Kombination aus verschiedenen Wirkstoffen sind gefäßstärkend, gerinnungshemmend und entzündungshemmend. In Laborversuchen wurden verschiedene Effekte der Rosskastanie festgestellt: Sie fördert den venösen Rückfluss, straffen erschlaffte Venen, verhindern die Thrombosebildung, wirken entzündungshemmend, gegen Schwellungen und Wassereinlagerungen. Nicht umsonst wurde die Rosskastanie im Jahr 2008 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.
Portrait. Die Rosskastanie
Die Rosskastanie ist ein Laubbaum, der in Europa heimisch ist. Er kann bis zu 300 Jahren alt werden. Die häufigsten Varianten sind die weiss blühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und die rot blühende Rosskastanie (Aesculus x carnea). Ihre Blätter sind relativ groß und fingerförmig – mit fünf bis sieben Blättchen. Die Rosskastanie findet man oft in Parks und Alleen, wo sie aufgrund ihrer imposanten Erscheinung geschätzt werden. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Juni. Aus bis zu 100 Einzelblüten setzt sich eine „Blüte“ zusammen. Sie stehen aufrecht und erinnern an einen Kerzenschmuck. Der gelbe Farbfleck in der Einzelblüte wechselt ins rötliche, wenn in der Blüte kein Nektar mehr vorhanden ist. Ein ausgeklügelter Trick für Insekten.
Die Samen der Rosskastanie
Im September/Oktober reifen die Samen. Sie befinden sich in einer sehr stacheligen Schale. Die 1–3 cm grossen Samen glänzen „kastanienbraun“ und sind leicht giftig. Im Gegensatz zur Edelkastanie (Maroni) können die Rosskastanien nur von Tieren verzehrt werden.
Anwendung in der Volksheilkunde
In der Volksheilkunde wurden alle Teile des Rosskastanienbaums verwendet: Blätter, Blüten, Samen und Rinde. Jeder Teil des Baumes enthält unterschiedliche Wirkstoffe und wurde daher für verschiedene Zwecke eingesetzt. Zum Beispiel wurden die Blätter bei Venenleiden wie Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden verwendet wurden. Die Rinde und die Blüten enthalten ähnliche Wirkstoffe wie die Blätter und wurden daher für die Wundbehandlung und zur Blutungsstillung eingesetzt. In der modernen Medizin konzentriert man sich auf die getrockneten Samen der Rosskastanie, da sie einen hohen Anteil an Aescin enthalten. Dieser Extrakt wirkt positiv auf die Venen, indem er sie abdichtet und somit Schwellungen vorbeugt. Typische Symptome einer Venenschwäche sind schwere Beine, geschwollene Füße und Beine sowie nächtliche Wadenkrämpfe.
Rosskastanien-Tinktur mit Blüten gegen Krampfadern
Diese Tinktur wird äußerlich angewendet. Beispielsweise als Kompresse nach einem Spaziergang oder einer Wanderung. Oder als Bad bei Blutergüssen und geschwollenen Beinen. Für die Zubereitung benötigst du lediglich etwas hochprozentigen Alkohol (mind. 40%) sowie eine handvoll frische Rosskastanienblüten. Achte darauf, dass die Blüten sauber und frei von Insekten sind.
Anleitung:
- Zerkleinere die Rosskastanienblüten (mit den Händen oder einem Mörser).
- Lege die zerkleinerten Blüten in ein sauberes Gefäß mit Deckel, bis es zu zwei Dritteln gefüllt ist.
- Gieß den Alkohol über die Blüten, sodass sie vollständig bedeckt sind.
- Lagere das Glasgefäß an einem kühlen, dunklen Ort.
- Nach 6 Wochen sind die Wirkstoffe aus den Blüten in den Alkohol übergegangen.
- Jetzt kannst du die Tinktur (mit einem Sieb oder Tuch) abseihen, um die Blütenreste zu entfernen.
- Fülle die klare Tinktur in dunkle Glasflaschen.
Und was sagt die Wissenschaft?
In der modernen medizinischen Forschung wurden einige Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit der Rosskastanie bei verschiedenen Erkrankungen zu untersuchen. Sie zeigen vielversprechende Ergebnisse, insbesondere bei der Behandlung von Venenproblemen wie chronischer Veneninsuffizienz (CVI), Hämorrhoiden und Ödemen. Mehrere klinische Studien und Meta-Analysen haben gezeigt, dass Rosskastanienextrakt die Symptome von CVI signifikant verbessern kann, indem es Schwellungen, Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen reduziert. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Rosskastanienextrakt bei der Linderung von Hämorrhoidenbeschwerden wirksam ist und zur Reduktion von Ödemen beitragen kann.
Quellen:
Bachmann, C. (2017). Phytotherapie bei chronisch-venöser Insuffizienz: Wirksamkeit von rotem Weinlaub und von Rosskastanie klinisch belegt. Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin/Swiss Journal of Integrative Medicine, 29(4), 201-203.
Bayerisches Landesamt für Wald und Forstwirtschaft: Die Rosskastanie von Früchten und Samen: https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/wissenstransfer/dateien/a118_von_fruechten_und_samen.pdf (Abgerufen 03/2024)
Bayerisches Landesamt für Wald und Forstwirtschaft: Die Rosskastanie in der Medizin https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/wissenstransfer/dateien/w48_samen_der_rosskastanien_in_der_medizin_gesch.pdf (Abgerufen 03/2024)
Diehm, C., & Diehm, C. (1996). Krampfadern. Durchblutungsstörungen: Was hilft bei Erkrankungen der Blutund Lymphgefäße?, 233-257.
Waldwissen: Die Rosskastanie https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/die-rosskastanie-aesculus-hippocastanum (Abgerufen 03/2024)
Pascoe – aus Liebe Naturmedizin: https://www.pascoe.de/wirkstoffe/detail/rosskastanie.html (Abgerufen 03/2024)