Wildkräuter & Heilkräuter

Giersch. Unkraut auf dem Teller

Der Giersch (Aegopodium podagraria) wächst (fast) überall und hat schon manch einen Gärtner in die Verzweiflung gebracht, denn er verbreitet sich durch unterirdische Wurzelausläufer. Die Pflanze gehört zu den Doldengewächsen und blüht von Mai bis September in kräftigem Weiß. Doch an den Blüten sollte man sich nicht orientieren, denn er lässt sich schnell mit der giftigen Hundspetersilie oder dem gefleckten Schierling verwechseln!

So erkennst du den Giersch:

Achte auf die „Drei, Drei, Drei-Regel“: Die Blätter des Giersch haben drei gezackte Blätter auf dreikantigem Stiel mit dreigeteilten Einzelblättern. Man erkennt ihn auch durch seinen petersilartigen Geruch. Der Blattstängel ist dreikantig und unbehaart!

Achtung Doppelgänger


  • Gefleckter Schierling (Conium maculatum)
  • Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum)
  • Hundspetersilie (Aethusa cynapium)
Achtung Verwechslungsgefahr von Wildem Kerbel

Wirkung & Verwendung

Neben den vielen Vitaminen enthält die Pflanze einige Mineralstoffe, Spurenelemente und ist reichlich an Eisen. Zum Vergleich: In 100g Giersch stecken viermal mehr Vitamin C als in einer Zitrone. In den Klöstern wurde der Giersch als Heilpflanze gegen Gicht und Gelenkschmerzen angebaut und in Kräuterbädern oder als Umschlag verwendet. Hierzu wird der Presssaft aus den Blättern als Umschlag auf die schmerzende Stelle gelegt. Auch ein Vollbad mit warmes Wasser eignet sich hierfür.

Eigenschaften

entzündunghemmend, antibakteriell, harntreibend, entsäuernd, entkrampfend, stoffwechselfördernd

Giersch in der Küche

Giersch im Gericht

Bevor der Giersch vom Spinat verdrängt wurde, galt er als schmackhaftes Gemüse. Besonders köstlich schmecken die jungen, milden Blätter. Sie lassen sich daran erkennen, dass sie glänzen. Zudem sind sie weniger herb als die späteren Blätter. Schon im Mittelalter wurden sie für Salate, Kartoffelgerichte oder in Suppen verwendet. Du kannst ihn ruhig roh verwenden. Er passt sehr gut auf frisches Brot oder zu gekochten Kartoffeln und eignet sich hervorragend für ein würzig-aromatisches Pesto.

Als Tee wirkt der Giersch gegen Verdauungsstörungen und Blasenentzündung, denn die Pflanze neutralisiert die Harnsäure. Gerade für eine Frühjahrskur kann ich dir den Giersch empfehlen. Ihr könnte für den Tee auch die älteren Blätter verwenden – allerdings haben diese einen sehr intensiven, pertersilieartigen Geschmack, den nicht jeder mag.

Und was sagt die Wissenschaft?

Der Giersch fördert die Ausscheidungsfunktion der Niere und hat einen positiven Einfluss auf den Harnsäureaustausch. Zudem hat die Pflanze eine radikalfangende Wirkung und kann somit Leberschäden entgegenwirken. Die entzündungshemmende und antimikrobiellen Eigenschafte der Pflanze wurde auch wissenschaftlich bestätigt. Studien gehen weiter davon aus, dass die ätherischen Öle der Pflanze gegen Gicht wirksam sein können. Es wurde auch herausgefunden, dass die Ölausbeute aus den Stängeln doppelt so hoch wie die aus den Blättern war. Doch der Mechanismus, der diese positiven Eigenschaften gegen Gicht beeinflusst, und die Wirkung bestimmter Pflanzenteile bleiben aber noch unbekannt. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Weiterführende Literatur & Quellen:

Bayerische Landesanstalt für Gartenakademie und Gartenbau: Wildkrautkontrolle im Garten ohne Chemie, Merkblatt 1357, August 2007, https://d-nb.info/991455509/34

Brombach, C. (2018). Wildkräuter im Frühling. WädiInfo2018(4), 21.

Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen, BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2005, S. 48, S. 84 ff., S. 100 BLV Taschenbücher, Heilpflanzen

Kreuz Heike, Bundeszentrum für Ernährung: Vom Unkraut zur Delikatesse https://www.bzfe.de/inhalt/pressemeldung-6928.html (Abgerufen 06/2020)

Rausch Andrea, Lotz Brigitte: DuMonts kleines Kräuter-Lexikon. Anbau, Küche, Kosmetik, Gesundheit, Doerfler-Verlag GmbH, 1. Auflage 2002, Eggolsheim, S. 18 ff. DuMonts kleines Kräuter-Lexikon (2002) Gebundene Ausgabe

Asamer Ursula, Kurier: Giersch wirkt gegen Gicht und ist ien guter Entsäurer, 21.04.2021, https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/giersch-wirkt-gegen-gicht-und-ist-ein-guter-entsaeuerer/401360702 (Abgerufen 05.2021)

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